Die Kastanienalle – oder: Das Loch in der Sackgasse
8. Dezember 2008 von jule
von Christa Ludwig
In großen alten Kastanien zu klettern und zu schaukeln – die Kinder, die in der Kastanienallee wohnen, können sich kaum etwas Schöneres vorstellen.
Doch nun heißt es, die Bäume müssen einer Straßenerweiterung zum Opfer fallen. Eine Ausfallstraße soll entlastet werden. Das bringt nicht nur die Kinder auf die Barrikaden, auch ihre Eltern sehen die Idylle und Ruhe der Kastanienallee schwinden.
Mit vielen witzigen Ideen gelingt es ihnen, das Fällen der Bäüme zu verhindern. Aber für wie lange? Und kann das die Lösung sein?
Wunderschön *andächtig schweigt*
Ehrlich gesagt, erinnerte mich die Schilderung der Kastanienalle an mein damaliges Lieblingsbuch als Kind: Heidi. Warum? Diese Idylle, wie herrlich diese Kinder leben durften – wo gibt es denn heute noch sowas? Ähnlich berrührt war ich damals, als Heidi ihr Leben beim AlmÖhi beschrieb, wie herrlich es in der wundervollen Natur der Berge war und wie herrlich ihr Leben für mich schien.
Dieses Leben in der Kastanienalle ist ebenso wundervoll. In der ganzen Strasse fahren keine Autos, sie ist gesäumt von Kastanien, deren Äste sich über der Strasse treffen und die Kinder lernen schon von klein auf Klettern und sich sicher in den Bäumen zu bewegen. Es gibt eine lebhafte harmonische Nachbarschaft. Die Beschreibung ist so schön, dass ich am liebsten hin ziehen und auch dort wohnen wollen würde.
Aber dann kommt das Ding mit der Umgehungsstrasse. Was soll das denn? Wollen die echt diese schöne Idylle kaputt machen? Die Bewohner wehren sich und haben auch zu Anfangs Erfolg. Aber natürlich kann man die Politiker nicht ewig austricksen und schon bald muss man erkennen, dass der Erhalt ihrer Idylle noch mehr Stress für die Bewohner einer anderen – nahe gelegenen Strasse – bedeutet.
Das müssen besonders die Kinder schmerzlich erkennen. Denn die Kinder der Lärchenalle entführen in einer halsbrecherischen Aktion die Kinder der Kastanienalle, die mal wieder die Bäume besetzt halten, damit sie nicht gefällt werden können. Aber sie wollen denen kein Leid antun, sondern sie nur zu sich zu Kaffe und Kuchen einladen und ihnen so zeigen, wie „gemütlich“ es in ihrer Strasse ist.
Frieder – der Held des Buches – und seine Freunde müssen erkennen, dass ihre ruhige Idylle bedeutet, dass die anderen Kinder ihr eigenes Wort zu Hause nicht mehr hören können. Überraschender Weise (besonders für mich in der heutigen Zeit) ist dies den Kindern der Kastanienalle nicht egal und sie und ihre Eltern überlegen, wie sie das Problem lösen können, ohne den anderen Familien noch mehr Probleme zu machen. Ein nicht so einfaches Unterfangen.
Die Kinder lernen, was es bedeutet, Probleme zu lösen und dass eine verlorene Schlacht keinen verlorenen Krieg bedeuten muss und dass es einfach wichtig ist, für seine Ideale zu kämpfen, auch wenn das recht aussichtslos ist.
Letztendlich zieht Frieder mit seiner Familie weg, weil sein Vater weiter weg eine Arbeit gefunden hat. Aber er kommt in den Ferien zurrück. Freut sich auf seine alte Heimat, weiß aber, dass sich vieles geändert haben wird.
Mein Vater sagte immer zu mir „das einzig Beständige ist die Veränderung“ – etwas, was mir immer verhaßt war. Ich war immer eher ein Gewohnheitsmensch.
Beim Lesen dieses Buches lernen die Kids (aber auch die anderen Leser) sehr viel über Veränderungen, Ideale und Rücksicht…