von Kirsten Boie
ein sehr nachdenkliches Buch, das betroffen macht. Es fängt damit an, dass das Mädel aus der Schule nach Hause kommt und die Mutter nicht öffnet. Sie wird sauer. Aber bald kommt die Nachbarin und nimmt sie mit zu sich, denn… die Mutter hatte versucht, sich das Leben zu nehmen und ist nun in der Klinik.
Nun fängt das Mädel an, sich zu erinnern, wie alles anfing, wie die Mutter sich nach und nach veränderte und sie immer wütender auf ihre Mutter wurde, da der Haushalt immer mehr verkam und es auch kein anständiges Essen mehr gab. Bald verbrachte die Mutter die meiste Zeit im Bett und der Vater hatte leider weder für Mutter noch für Tochter Verständnis.
Dieses Buch macht deshalb so betroffen, weil es mal aus der Sicht des Kindes zeigt, wie sehr unsere Krankheiten auch die Kinder betreffen. In so einer Situation denken wir ja leider nicht an unsere Kinder.
Als in der Schule bekannt wird, dass sich die Mutter das Leben nehmen wollte, wird diese gleich als Irre abgestempelt und dem Mädel mitgeteilt, dass das ja vererbbar sei und sie dann auch bald…
Nun bekommt sie Angst. Erst, als die Mutter ihrer Freundin ihr erzählt, dass alles halb so wild ist, denn sie selbst hatte auch mal Depressionen und dass das mit der Zeit vergeht, kann sie aufathmen.
Hier kommt wieder zum Tragen, wie wichtig es ist, besonders auch mit den Kindern zu reden, wenn ein Familienmitglied ernsthaft krank ist. So verstehen die Kinder eher was los ist und können nicht so bald Ängste entwickeln.
Zum Schluß kommt die Frage auf, wieso eigentlich jemand sterben will, denn das kann sich die Tochter überhaupt nicht vorstellen, aber die Mutter der Freundin erklärt ihr freundlich, dass niemand wirklich sterben will – die Person wolle nur nicht so weiterleben, wie es zur Zeit ist.
Mit der Erklärung besteht ja auch die Chance, zu verstehen und auf den anderen zuzugehen. Und als der Vater nach einiger Zeit die Tochter mit zur Mutter in die Klinik nehmen will, ist diese endlich bereit und hat ihre Aversionen gegen die so anders-Mutter aufgegeben.
Leider endet das Buch an der Tür des Krankenzimmers. Als das Mädel die Tür öffnet, ist das Buch aus. Sehr zum Leidwesen von Fine, die nur zu gern gewusst hätte, wie es weitergeht – ob sich die Mutter gefreut hat, wie das Mädel beim Anblick der Mutter reagiert hat und ob sich die beiden voller Freude in die Arme gefallen sind.
“Hier kannst du dann anwenden, was du kürzlich in der Schule hattest”, meinte Thom. Denn dort haben sie einen kurzen Text bekommen und mussten die Geschichte dann weiterspinnen, indem sie versuchten, sich in die einzelnen Charaktere rein zu versetzten…